Ich habe ja schon mal über die sehr interessante Langzeitdoku „Die Kinder von Golzow“ geschrieben, die von 1961 an und bis 2007 mehrere Kinder aus Golzow im Oderbruch seit der ersten Klasse ins Erwachsenenleben hinein verfolgt hat. Geplant wurde die Serie, um zu zeigen, wie sich Kinder der noch jungen DDR bis zum 50 jährigen Bestehen derselbigen entwickeln. Das dann alles anders kam, war damals noch nicht abzusehen. Ich dachte lange, dass es die einzige Lanzeitdoku dieser Art war.
Damals kannte ich die britische Up-Series noch nicht, die einen ähnlichen Ansatz hat. Die ist ebenfalls in den frühen Sechzigern – genauer 1964 – gestartet und begleitet mehrere Kinder aus den verschiedenen Klassen durchs Leben. Ursprünglich war wohl geplant, alle sieben Jahre einen Film über den aktuellen Stand zu drehen und 2000 damit aufzuhören.
Aber natürlich wurde auch diese Serie fortgesetzt, auch wenn nicht alle Protagonisten immer dabei oder zwischendrin komplett ausgestiegen sind. Dieses Jahr ist mit „63 up“ der neunte Teil erschienen und ich finde es nach wie vor interessant, den Lebenswegen der Menschen zu folgen. Wobei man natürlich hier nur einen minimalen Ausschnitt zu sehen bekommt, wie die Protagonisten auch selbst betonen. Wie soll man auch einen Menschen kennenlernen, wenn man ihn nur alle sieben Jahre ein paar Stunden interviewt.
Ein Manko hat die Serie zumindest für alle, die sich schwer mit dem Englischen tun: Sie ist nur auf englisch erhältlich, ob sie untertitelt ist, kann ich gerade nicht sagen, da ich meine DVD verlegt habe (ich rippe die DVDs immer gleich ein, damit ich die Filme bequem vom NAS schauen kann, und lege sie dann weg). Wer aber des Englischen mächtig ist, erfährt hier, wie es britischen Kindern ergangen ist und welche Rolle die Zugehörigkeit zu einer der Klassen (Arbeiterklasse, Mittel- oder Oberschicht) noch im Zwanzigsten Jahrhundert gespielt hat. Sehr empfehlenswert!