Letzte Woche schrieb ich, dass ich den Logitech Lyrion Media Sever auf meiner DS 218+ von Synology betreibe. Dort läuft er erheblich schneller, als auf einem Raspberry Pi, sodass Suchanfragen oder der Aufbau der Albencover sofort und nicht erst nach einer Wartezeit umgesetzt werden. Ich bin kein Freund von Verzögerungen.
Hinweis vom 27.03.21 (aktualisiert am 10.04.21):
Seit ein paar Tagen verteilt Synology ein Update von Perl, mit dem die Unterstützung für den LMS rausfliegt. Es ist wohl möglich, Perl wieder downzugraden. Dazu die Vorversion von hier herunterladen und übers Paketzentrum über „Manuelle Installation“ installieren. Welche Version fürs eigene NAS passend ist, erfährt man über Systemsteuerung > Info-Center. Dort steht, welche CPU im NAS steckt. Für meine DS218+ wäre das die „Perl-x86_64-5.24.0-0074.spk“ vom 13.02.2019.
Alternativ lässt sich der LMS auch über Docker installieren (wenn es das NAS unterstützt). Eine Anleitung dazu gibt´s im Synology-Forum.
Ich habe beides nicht probiert, weil ich das automatische Update im Paketzentrum abgeschaltet habe. Schreibt doch bitte mal in die Kommentare, welche Lösung für euch funktioniert hat!
Der zweite Grund ist, dass der Raspberry Pi im Falle eines Stromausfalls gelegentlich auch die Speicherkarte beschädigen kann, falls in diesem Moment gerade ein Schreibzugriff stattfindet. Außerdem sollen die Speicherkarten generell hin- und wieder ausfallen. Also laufen meine Raspberries mit einem Schreibschutz, der die benötigten Daten beim Booten in den Arbeitsspeicher lädt und danach die Speicherkarte in Ruhe lässt. Da ich Max2Play einsetze, nutze ich das Plugin „SD-Kartenschutz„.
Aber zurück zum Logitech Media Server. Der lässt sich ja ganz bequem über das Paketzentrum auf dem NAS installieren. Leider gibts dort immer nur ältere Versionen. Derzeit (07.01.18) unter anderem die Version 7.7.6-116. Aktuell hingegen ist die 8.0.0. Bis zu dieser Version wurde unter anderem auch das Startverhalten von Podcasts geändert, sodass sie nun schneller starten.
Glücklicherweise gibt es nette Leute, in diesem Fall der User „pinkdot“ aus dem Slimdevices-Forum, der die aktuelle Version auch für Synology-NAS-Geräte zusammengepackt hat.
Um auf die vorhandene Version auf die neue zu aktualisieren, reicht es aus, das passende Paket herunterzuladen (der Link oben bietet bereits eine Auswahl nach Geräten). Danach das Paket-Zentrum auf der Diskstation starten und rechts oben auf „Manuelle Installation“ klicken. Das Paket auswählen und einen Moment warten, bis das Paket installiert wurde. Es ersetzt die ältere Version und startet den Server danach neu.
Die Versionsnummer lässt sich vor und nach dem Update in den Einstellungen des Servers über die Seite „Informationen“ anzeigen:
Alternativ ist die installierte Version auch im Paketzentrum ablesbar:
Seit etwas mehr als einem Jahr begleitet mich mein Raspberry-Multiroomsystem nun zuverlässig. Der Server selbst läuft zwar seit einiger Zeit auf meinen Synology-NAS (DS 218+), das ich auf 10 GB Arbeitsspeicher aufgerüstet habe. Der LMS (Logitech Media Server) arbeitet auf dem NAS erheblich schneller als auf dem Raspberry Pi, was ich besonders beim Blättern in der Coverdarstellung merke. Die Gedenksekunden, die sich der Raspberry zur Anzeige der Cover nimmt, fehlen auf der DS 218+ völlig. Meine vier Raspberries nutze ich also nur noch als reine Audioplayer.
Für die Steuerung des Servers nutze ich nach am PC wie vor die Weboberfläche für die nun jemand eine neue Oberfläche programmiert hat. Dieser Material genannte Skin ändert das Aussehen der Weboberfläche so, dass sie wie eine Androidapp ausschaut und sich auch so bedienen lässt. Es ist damit also auch keine gesonderte App mehr nötig, da die Oberfläche nun auch auf Smartphones und Tablets sehr bequem über den Browser bedient werden kann.
Der Skin wird als Plugin installiert und das geht ganz einfach. Zunächst müssen die Einstellungen des LMS aufgerufen werden. Im Tab „Plugins“ muss dann ganz unten bei „Zusätzliche Repositories“ die Paketquelle für das Plugin eingefügt werden:
Nach dem Bestätigen der Eingabe mit „Übernehmen“ taucht in der Liste der Plugins nun der Skin auf, der nur noch aktiviert werden muss. Nach einem Neustart des Servers steht er nun unter der URL
Ich nutze den Materialskin nun schon ein paar Wochen. Er wird aktiv weiterentwickelt, mit dem neuen Update, das ich heute morgen installiert habe, kam die Unterstützung der Dynamic Playlists und des Trackstatplugins hinzu. Im LMS-Forum gibts auch einen Strang zu diesem Skin, in dem auch Wünsche geäußert werden können.
Update vom 11.11.2019:
Seit einiger Zeit ist der Materialskin auch Teil des LMS. Das heißt, er kann nun auch über die Server-Einstellungen ausgewählt werden.
Im April 2017 habe ich meine Multiroomlösung mit AudioCast vorgestellt, die auf relativ preiswerten Multiroomempfängern basierte. Damals war ich recht zufrieden mit dem System, mich nervte nur, dass einer der Empfänger immer mal wieder ausstieg und ein anderer beim Starten von neuen Titeln permanent piepte. Auch die Bedienung der Musik über die Smartphoneapp war alles andere als angenehm, zumal die App in der letzten Zeit immer langsamer wurde und bei nahezu jedem Start die Musiksammlung auf dem NAS neu einlesen wollte. Bei knapp 20.000 Titeln übers WLAN keine schnelle Sache.
Im Hifi-Forum las ich, dass die preiswerten Raspberry-Pi-Rechner als Audioausgabegeräte zu einem Multiroomsystem zusammengeschlossen werden können. Das interessierte mich, da ich schon immer mal einen Rasperry-Pi ausprobieren wollte und nur auf einen Anwendungsfall gewartet habe. Das Ende vom Lied ist nun, dass nun seit 3 Monaten vier Raspberrys für die Musik in allen Räumen sorgen. Und die Bedienung ist erste Sahne!
Wie funktioniert es?
Ganz grob gesagt funktioniert das Multiroomsystem so, dass es einen Server gibt, der die Musik verwaltet und sie synchronisiert an die einzelnen Abspielgeräte schickt. Als Server wird der kostenlose Lyrion Media Server (früher Logitech Media Server) verwendet, der nicht nur für ältere Squeezeboxen von Logitechgeräte ist, sondern sich auf dem Raspberry Pi oder anderen Rechnern installieren lässt. Als Player fungieren die einzelnen Raspberrys, die an Aktivlautsprecher oder die Stereoanlage angeschlossen werden. Auch die Ausgabe per Bluetooth an entsprechende Lautsprecher oder Kopfhörer ist möglich. Der Logitech Media Server (kurz LMS) übernimmt also »nur« die Ausgabe der Musik an die einzelnen Player und deren Synchronisierung.
Welches Betriebssystem für die Raspberrys?
Der LMS und die entsprechende Playersoftware Squeezelite laufen unter Linux. Nun gibt es für den Raspberry eine Vielzahl an verschiedenen Distributionen. Ich verwende max2play, da hier der LMS und Squeezelite vorinstalliert sind. Max2play ist grundsätzlich kostenlos und kann über Plug-ins erweitert werden. Prinzipiell lässt sich die Pluginfunktionalität auch von Hand reinprogrammieren, wer keine Lust auf Kommandozeile hat, kauft sich die Premiumplugins für kleines Geld (15 € für 5 Jahre) dazu. Eine kostenlose Alternative ist PiCorePlayer, der auch den Server und den Player dabeihat und sich wohl ähnlich komfortabel konfigurieren lässt. Weil ich aber nun schon einmal max2play installiert hatte, habe ich den PiCorePlayer gar nicht erst ausprobiert.
Raspberry Pi als Audioplayer
Ich nutze pro Raum einen Raspberry Pi, auf dem Squeezelite läuft. In allen Räumen, in denen ich HiFi-Sound möchte, nutze ich den normalen Raspberry Pi 3, den ich um einen sogenannten DAC (= Digital Audio Converter) erweitert habe. Der soll den Klang erheblich verbessern, weil der interne Audioausgang des Raspi bisweilen rauscht. In Räumen, in denen HiFi-Sound nicht so wichtig ist (wie im Bad oder Küche) reicht mir jeweils ein Raspberry Zero Pi W, der eine verkleinerte Form des Raspberrys darstellt. Weil der keinen extra Audioausgang hat, greife ich den Ton über einen Mini-HDMI-zu-VGA-Adapter ab. Dieser hat zusätzlich einen 3,5-mm-Klinkenanschluss, der in der jeweiligen Aktivbox endet. Ein Rauschen wie beim Audioausgang des großen Raspberry habe ich hier bisher nicht festgestellt. Außerdem muss dort nach ein passender HDMI auf Mini-HDMI-Adapter dran, weil der Zero-W nur einen Mini-HDMI-Ausgang hat.
Der Raspberry im Wohnzimmer, der über den DAC die Stereoanlage befeuert, dient gleichzeitig auch als Medienserver. Er verwaltet die lokale Musik, auf einer angeschlossenen Festplatte, einem USB-Stick, der Speicherkarte oder einem NAS liegen kann. Dieser Raspberry ist obendrein auch der Hauptaudioplayer, von dem ausgehend ich die Musikauswahl treffe. Der Server selbst sorgt dann für die Verteilung an die anderen Player.
Als Gehäuse habe ich bei diesem auf das stabile Stahlgehäuse gesetzt. Im Nachhinein nicht die beste Wahl, da das Metallgehäuse die Funkwellen der eingebauten Wi-Fi-Antenne abschirmt. Da der Wohnzimmer-Raspi aber am Netzwerkkabel hängt, geht das in Ordnung. Für einen anderen HiFi-Raspi, den ich per WLAN verbinden wollte, musste ich auf das Plastikgehäuse zurückgreifen.
Raspberry Pi 3 als als SqueezeLite-Player mit Hifi-Sound
Um die Zero-Raspies einzurichten, habe ich deren Speicherkarten mit dem frischen max2play zunächst in den kabelgebundenen Raspberry gesteckt und sie entsprechend konfiguriert. Also WLAN eingerichtet, den Autostart dazu aktiviert, den jeweiligen Player installiert und das Gerät entsprechend seinem künftigen Standort benannt. Dann den Raspberry heruntergefahren und die Karte in das Zielgerät gesteckt. Nach Anschluss ans Netzteil lief der Zero-Raspi dann problemlos.
Bei Raspberrys, die als reine Player laufen, habe ich zudem den Schreibschutz der SD-Karte (Premiumplugin) aktiviert. Dadurch wird verhindert, dass die Speicherkarten ihren Inhalt verlieren, falls die Raspberrys vom Strom genommen werden. Normalerweise müssten sie nämlich (wie jeder andere Rechner auch) heruntergefahren werden.
Raspberry Pi Zero W als SqueezeLite-Player ohne Hifi-Ambitionen
Als Netzteil verwende ich an allen Raspberrys das Originalnetzteil, das zuverlässig die benötigte Spannung und den Strom liefert. Es gab nämlich ganz selten mal Aussetzer, die ich auf die USB-Auflader geschoben habe.
Androidgerät als Player
Statt einen Raspberry als Player zu nutzen, kann auch ein altes Handy oder Tablet hergenommen werden. Die Androidapp »SqueezePlayer« wandelt das jeweilige Gerät in einen Player um. Die Audioausgabe selbst funktioniert damit auch recht problemlos, allerdings wird die Musik über verschiedene Räume hinweg nicht wirklich synchron wiedergegeben. Das liegt wohl an den Androidgeräten, deren Hardware das nicht hergibt. Bei mir hatte das gesamte System immer ein paar Millisekunden Verzögerung, die ich auch nicht über die entsprechenden Einstellungsmöglichkeiten am Server ausgleichen konnte. Mit den Raspberrys kein Problem, hier läuft die Musik immer gleichzeitig ohne Halleffekt.
Windows-PC als Player
Weil ich natürlich auch Musik hören möchte, wenn ich im Büro am Rechner sitze, nutze ich das Programm SqueezePlay. Das simuliert die Oberfläche der nicht mehr erhältlichen Logitech Squeezebox Touch in einem kleinen Programmfenster. Damit sehe ich nicht nur, was gerade läuft, sondern kann den Musikserver auch komplett steuern. SqueezePlay bindet sich in das System als eigener Player ein, der mit den anderen — schon vorhandenen — synchronisiert wird.
Eine andere Möglichkeit ist Squeezelite-X für Windows-10-PCs. Das nutzt keine eigene Oberfläche, wie Squeezeplay, sondern den im LMS eingestellten Skin. Standardmäßig ist das der alte »Default«-Style, bei neueren LMS kann auch der Materialskin eingestellt werden. Im Gegensatz zu Squeezeplay benutzt Squeezelite-X auch die Mediatasten, die auf manchen Tastaturen vorhanden sind. Damit kann dann ganz einfach zum nächsten Lied vorgesprungen werden, was ich in der Tat häufiger nutze.
Lyrion Media Server im Praxiseinsatz
Jetzt zum Herzstück des Systems. Die mehr als fünfzehnjährige Entwicklungszeit merkt man dem Server an allen Ecken an. Einerseits wirkt die Weboberfläche etwas altbacken, aber sie ist fast überall sehr durchdacht.
Weboberfläche des Logitech Media Servers
Der LMS lässt sich auch durch Plug-ins erweitern. So gibt es beispielsweise mit »Spotty« eine Erweiterung, um Spotify in den Server zu integrieren und Lieder darüber abzuspielen. Die Navigationsmöglichkeiten dazu tauchen nicht nur in der Weboberfläche auf, sondern sind auch automatisch auf allen angeschlossenen Hardwaregeräten, dem Windowsprogramm oder den Steuerungsapps für Android und iOS zu finden.
Die meiste Zeit des Tages läuft das System bei mir und spielt zufällig alle Titel ab, die es seit Einrichtung noch nicht gespielt hat. Das beginnt frühmorgens als Wecker und läuft dann den ganzen Tag. Nur montags morgens läuft der Mix der Woche von Spotify. Wenn ich beim Hören ein schönes Lied höre, kann ich jederzeit zum entsprechenden Album in der Musiksammlung oder in Spotify springen, um es gleich oder im Anschluss an die aktuelle Playlist zu hören. Eben weil es auch mit Spotify funktioniert, ist das eine meiner Lieblingsfunktionen. Da ich die meiste Zeit des Tages im Büro bin, steuere ich die Wiedergabe entweder über SqueezePlay für Windows oder die Weboberfläche.
Halte ich mich in anderen Räumen auf, steuere ich den Server über die passende Android- oder iOS-App. Unter Android nutze ich Squeezer bzw. OrangeSqueeze. Beide haben in etwa den gleichen Funktionsumfang und können auch den SqueezePlayer für Android starten. Einziger Unterschied zwischen beiden Apps ist, dass OrangeSqueeze ein Widget mitbringt und nicht kostenlos ist. Für iOS gibts iPeng, was dort wohl der Standard ist. Auch das ist nicht kostenlos, sondern mit rund zehn Euro verhältnismäßig teuer. Wer die Musik auf seinem iOS-Gerät abspielen will, muss nochmals in die Tasche greifen.
Anfangs dachte ich noch, ich bräuchte irgendwo ein Display, jederzeit im Blick zu haben, welches Lied gerade läuft. Ich habe dann festgestellt, dass ich dann entweder fix auf eine der auf den Tablets installierte App schaue oder später über das Plug-in »Was lief da eben?« (siehe unten) nachschaue. Meistens aber erkenne ich, was gerade läuft oder es ist mir egal. 😉
Plug-ins, die ich hilfreich finde
TrackStat und TrackStat Playlist – Sammelt Informationen der einzelnen Tracks in der Musiksammlung und erlaubt dann etwa das Abspielen alle nie gehörten Titel, aller meistgehörten oder aller meistgeskippten. Ich nutze derzeit überwiegend die »nie gespielten Songs« in Zufallswiedergabe, um mich durch meine Musiksammlung zu hören.
Spotty – Bindet Spotify (in der Premiumversion) in den Musikserver ein. Dadurch lassen sich alle Lieder aus Spotify auch über die Oberfläche des Servers (ob Weboberfläche oder die Apps) auswählen. Wer mag, kann auch einen der Raspberrys als ein Spotify-Abspielpunkt einfügen. Damit ist es dann möglich, die Spotifyapp zur Musikauswahl zu nutzen und die Musik über den eingebundenen Raspberry ans gesamte Multiroomsystem zu senden.
Podcasts – Um Podcasts überall zu hören
Band´s Campout – Bindet die Musikbibliothek von Bandcamp ein. Nach Eingabe des eigenen Usernamens können auch die eigenen Käufe oder die Wunschliste angehört werden.
Zufallsmix – Gibt zufällige Titel, Alben, Interpreten oder Jahrgänge wieder
Was lief da eben? – Zeigt die zuletzt gespielten Songs einzelner oder aller Player an. Funktioniert auch in Verbindung mit Webradio oder Spotify.
Musiksammlung erneut durchsuchen – Durchsucht die Musikbibliothek auf dem NAS jede Nacht erneut, um neue Lieder hinzuzufügen
Fazit
Bisher dachte ich immer, meine Wohnung ist zu verwinkelt, weil die Audiocastgeräte immer mal ausgesetzt hatten. Offenbar aber hatten sie einfach nur wenig Empfangsleistung. Da sind die Raspberrys besser, sie setzen nicht aus und spielen ihren Musikstream immer einwandfrei (auch FLAC) ab.
Die Software lässt für mich fast keine Wünsche übrig und wenn man das Bedienkonzept einmal verstanden hat, ist die Bedienung kinderleicht. Der Logitech Media Server läuft auf dem Raspberry zufriedenstellend. Der kleine Rechner ist von der Leistung in der Regel ausreichend, nur bei der Verwendung der Tabletapps ist mir aufgefallen, dass er auf Anfragen etwas verzögert reagiert hat. Deshalb läuft der LMS jetzt auf meiner Synology DS 218+, der ich zusätzliche 8 GB Arbeitsspeicher spendiert habe. Mit diesen 10 GB flitzt nun auch der LMS und antwortet verzögerungsfrei auch bei langen Playlisten oder großen Albencovern.
Mit 350 € insgesamt für vier Raspberrys und die Apps ist das LMS-Raspberrysystem teurer als das vorher genutzte Audiocastsystem. Dabei aber wesentlich stabiler und besser nutzbar. Im Vergleich zu vorher höre ich seitdem erheblich mehr Musik. Ich bin gerade dabei, meine Musiksammlung neu zu entdecken, durch die Anbindung an Spotify, Webradio oder Podcasts bleibt mir aber auch diese Welt nicht verschlossen. Ich glaube, ich bin jetzt im Musikhörerhimmel angekommen. 🙂
Update vom 16.02.22:
Der LMS läuft immer noch bei mir, mittlerweile aber nicht mehr auf dem Synology-NAS, sondern unter Windows 10 auf einem kleinen Lenovo Thinkcentre mit i5-Prozessor, 32 GB RAM und SSD. Die Raspberrys dienen nach wie vor als Audioplayer, die die Musik in den verschiedenen Räumen verteilen. Ich bin immer noch sehr zufrieden mit dem System.
Schon länger liebäugelte ich mit einer drahtlosen Multiroomlösung, mit der ich sämtliche Musik, Hörbücher, Podcasts, Nachrichten in der Wohnung zeitsynchron hören kann. Leider ist der Markt für Multiroomlösungen mittlerweile sehr unübersichtlich, aber man kann ihn ganz grob in zwei Kategorien einteilen.
Die eine sind die etablierten HiFi-Firmen. Jeder Hersteller kocht sein eigenes Süppchen, die Übertragungstechnik ist entweder in den eigenen Receivern eingebaut oder in Standalonelautsprechern. Selten gibt es reine Übertragungskästchen, die einfach an einen vorhandenen Verstärker oder Aktivboxen angeschlossen werden können. Und wenn, dann nur für viel Geld (bspw. verlangt Sonos knapp 400 € für ein solches Gerät). Untereinander sind die meisten Systeme natürlich inkompatibel.
Auf der anderen Seite gibts Billiganbieter aus China, die genau das liefern, was ich mir wünsche: Ein kleines Kästchen, das an Anlage oder Aktivboxen angeschlossen werden kann und die gängigen Übertragungssysteme wie DLNA oder Airplay unterstützen. Interessanterweise liegen diese Geräte genau in meiner Preisklasse um die 40 – 60 € pro Gerät.
Auf der Suche nach passenden Geräten bin ich zuerst auf den MÜZO Cobblestone (links) gestoßen, den ich dann auch zweimal bestellt habe. Einmal fürs Büro und einmal für die Küche. Später habe ich zwei Audiocast M5 (rechts) nachgeordert:
MÜZO Cobblestone (links) und AudioCast M5 (rechts)
Cobblestone & Audiocast M5
Der technische Unterbau beider Geräte ist im Wesentlichen gleich. Beide haben einen 3,5-mm-Klinkenausgang, um die Musik per Analogkabel an eine Stereoanlage oder Aktivlautsprecher zu schicken. Während der Cobblestone allerdings noch Softtouchtasten zur Playersteuerung (Play, Pause, nächstes Lied, letztes Lied) hat, kommt der M5 ohne Tasten aus (von der WPS-Verbindungstaste mal abgesehen). Beide empfangen Musikdaten über Wifi, der Cobblestone kann aber auch an ein LAN-Kabel angeschlossen werden. Wichig ist vielleicht auch: Beide sind nicht mit Googles Chromecast-Protokoll kompatibel.
Das Koppeln beider Geräte ist ganz einfach. Über eine entsprechende Taste können sich die Geräte mit dem Router (in meinem Fall eine Fritzbox) koppeln, von der sie auch das WLAN-Passwort erhalten.
Musik abspielen
Da die AudioCast-Geräte als DLNA- und AirPlay-Empfänger (auch Renderer genannt) agieren, lässt sich Musik auf vielfältige Weise abspielen. Der einfachste Weg ist über die App, die für es Android und iOS zwar von verschiedenen Anbietern gibt, die aber im Kern immer dieselbe ist.
Mit der AudioCast-App
Diese braucht man, um die einzelnen Geräte in einer Gruppe zu bündeln, damit die Musik raumübergreifend zeitsynchron wiedergegeben werden kann. Einmal gebündelt, tauchen alle Geräte nur noch als eine gemeinsame Gruppe auf.
Die App kann also Musik vom Smartphone oder Tablet abspielen, wenngleich sie Probleme beim Einlesen von 15.000 Titeln hat. Sie kann aber auch auf Musik zurückgreifen, dass auf einem DLNA-Gerät liegt (z.B. NAS). Über ein eingebautes Tunein-Interface lässt sich auch Webradio hören. Über die App lassen sich auch pro Empfänger sechs Favoriten speichern (Radiostationen oder Playlists), aber in einer Gruppe zusammengefasst, ist nur der Zugriff auf den Speicher des Mastergerätes möglich.
Musik vom NAS
Wer seine Musiksammlung auf dem NAS (z.B. von Synology) speichert, kann die Musik von dort auch abgreifen. das geht direkt aus der AudiCast-App heraus oder mit jeder beliebigen DLNA-Media-App wie beispielsweise BubbleUPNP, MediaHouse UPnP oder auch der kostenlosen Fritz!App Media. Letztere nutze ich ganz gerne, weil sie sehr übersichtlich ist. Auch wenns der Name suggeriert, funktioniert die App auch ohne Fritzbox.
Seit ein paar Versionen unterstützt DS-Audio für die Synology auch die Wiedergabe auf einem DLNA-Renderer und somit auch die AudioCasts.
Vom PC aus
Wer einen Mac hat, ist fein raus, denn via Airplay kann das Multiroomsystem direkt aus dem System heraus mit dem Rechner verbunden werden. Nur mal am Rande: Das funktioniert übrigens nicht nur beim Mac so, sondern bei allen Geräten von Apple, also auch dem iPhone oder iPad.
Unter Windows ist der Zugriff auf das Multiroomsystem etwas schwieriger. Der Windows-Media-Player kann seine Musik zwar an die Kette schicken, allein das funktioniert nicht immer. Auch iTunes kann sich per AirPlay mit dem System verbinden. Wer aber andere Player nimmt, schaut in die Röhre, da es keine generelle DLNA-Unterstützung gibt (auch nicht im neuesten Windows 10).
Als beste Lösung hat sich für mich das Programm Tuneblade herausgestellt, das den Ton des Systems abgreift und per Airplay an das System leitet.
Tuneblade
Während der Windows-Media-Player und auch iTunes beim Start der Musik immer mal Probleme haben, die einzelnen Empfänger unter einen Hut zu bekommen, wartet Tuneblade einfach solange, bis sich die Geräte untereinander synchronisiert haben und startet die Wiedergabe erst dann. Hat allerdings den Nachteil, dass auf den Lautsprechern erst ein paar Sekunden später etwas zu hören ist, nachdem man Play oder Skip gedrückt hat. Ein Vorteil von Tuneblade ist vielleicht auch, dass ich durch das Nutzen des Programms bestimme, wann die Musik in alle Räume verteilt werden soll und wann nicht.
Und Linux? Damit kenne ich mich leider gar nicht aus. Wer mag, kanns gern in den Kommentaren ergänzen.
Und was ist mit Spotify?
Unter Spotify werden die Empfänger bzw. die ganze Gruppe direkt erkannt und angezeigt. Bei mir gibts aber immer wieder das Problem, dass sie bei den ersten Tönen die Verbindung wieder verlieren und Spotify dann direkt aufhört zu spielen, statt nochmal zu versuchen, die Verbindung herzustellen. Daher nutze ich meist Tuneblade.
Fazit nach sechs Monaten
Seit Oktober 2016 läuft bei mir das Multiroomsystem im Großen und Ganzen recht gut. Hin- und wieder hängt sich einer der Cobblestones auf und muss dann neu gestartet werden. Das geht aber sehr schnell und nach dem Neustart bindet er sich automatisch in den laufenden Stream ein. Es ist schon klasse, gerade einen Podcast oder Radiosender zu hören, das Zimmer zu wechseln und dort direkt weiterhören zu können, ohne einen Zeitversatz drin zu haben.
Die meiste Zeit übertrage ich die Streams via Tuneblade vom Rechner aus. Im direkten Vergleich an meinen per USB-Interface am PC angeschlossenen NuPro A-100 klingt der Sound aus dem Cobblestone minimal dumpfer. Angesichts des Preises für den Cobblestone kann ich das aber verkraften. Eine Alternative dazu wäre vielleicht dieses Teil hier, das auch einen digitalen Ausgang hat.
Insgesamt habe ich rund 190 € (2 x Cobblestone, 2 x Audiocast M5 und eine Lizenz für Tuneblade) für eine Multiroomlösung ausgegeben, für die ich bei Sonos 2000 € (4 x Sonos Connect) bezahlt hätte.