Neunzehn

Jetzt vor 19 Jahren war ich mit meinem Vater zur Demo. In Gera waren die Demos immer Donnerstags. In der Johanniskirche fand an diesen Donnerstagen immer ein ökumenischer Gottesdienst statt. Von dort aus zogen wir in einem großen Bulk durch die Stadt und trugen Kerzen, die wir von irgendjemanden bekommen hatten. Ich kann mich erinnern, dass es ziemlich kalt war und ich das auf meine Hand tropfende Wachs hinsichtlich dieser Kälte als angenehm empfand. Die Stimmung auf dieser Demo war relativ entspannt. Als wir gegen neun zu Hause ankamen, war die Grenze schon auf. Unglaubliche Freude. Und eine ganz eigene Stimmung. Aufregend. Spannend.

An den drei nächsten drei Sonnabenden fiel der Schulunterricht wegen Nichtvorhandenseins von Schülern aus, danach hatten wir Sonnabends nie wieder Schule.

Der erste Versuch, am elften November die Grenze zu überqueren, scheiterte am – bisher nicht gekannten – Stau auf der Autobahn. Zwei Wochen später gings dann besser, wenn auch immer noch mit einigen Stunden Wartezeit auf der Autobahn.