Brinkmann & Zucker

Gerade beim Aufräumen fiel mir ein Zettel in die Hände, den ich — soweit ich mich richtig erinnere — im Januar 1986 geschrieben habe.

Wir kamen damals von einem Zahnarzttermin zurück und konnten unsere Schulsachen nicht aus der Wohnung holen, weil wir den Schlüssel vergessen hatten. Glücklicherweise hat das alte Ehepaar, welches mit im Haus wohnte, uns aufgenommen und uns Griesbrei serviert, solange bis unsere Eltern von der Arbeit nach Hause kamen.

Ich war damals in der zweiten Klasse und wie man sieht, habe ich mich schon damals über alle Regeln hinweggesetzt und einfach in Druckbuchstaben geschrieben. Hat mich nie gestört, dass wir es offiziell und in der Schule nie durften. Aber ich bin auch in derselben Klassenstufe dabei aufgefallen, dass ich beim wöchentlichen Apell anstelle des Pioniergrusses einen Vogel gezeigt habe. Dafür musste ich dann zur Direktorin. 😉

Der Titel ist übrigens nach den Leutchen gewählt, die damals in der Erdgeschosswohnung wohnten und uns an diesem Tag aufgenommen haben. Das Interessante war, dass es sich um eine alleinstehende Frau und ein Ehepaar handelte, die in dieser kleinen Wohnung (ich würde mal sagen, es waren um die 50 m²) wohnten. Das Ehepaar hatte zwei Zimmer und die Küche und das Frl. Brinkmann nur ein Zimmer, in dem sie auch gekocht hat (soweit ich weiß). Das Badezimme haben sie sich geteilt. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber die haben da jahrelang zusammen gewohnt, bis schließlich erst der Herr Zucker — der ein wenig wie Kojak aussah — starb und ein paar Jahre späte die beiden alten Damen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob sie noch die Wende erlebt haben. Vielleicht ganz knapp.